Zentrale Provinzen – frischer Fisch und ruhige Küstenörtchen

Kuba
Richtung Golf von Mexiko verlassen wir Santa Clara in unserem gemieteten Mini-Geländewagen. Die Straßen sind anfangs noch in gutem Zustand und so weichen wir zunächst mehr Kutschen, Radfahren, Reitern und Tuktuks aus als Schlaglöchern. Immer wieder winken uns Kinder zu, die unser Fahrzeug anscheinend als Touri-Kutsche erkennen.


Die Holzdecke der Kathedrale von Remedios wurde aus einem alten Schiffskörper gefertigt. Ansonsten gibt es hier einen geschnitzten Goldblättchen-Hochaltar im Barockstil zu sehen – und einen Hund, der im Mittelgang chillt.


Wir besichtigen eine alte Fabrik, in der bis vor 20 Jahren Zuckerrohr verarbeitet wurde. Auf Individualreisende ist man hier anscheinend nicht vorbereitet und da gerade kein Guide zur Hand ist, dürfen wir das Gelände erst einmal auf eigene Faust inspizieren. Also spazieren wir auf den gewaltigen Zuckerrohrpressen herum, bis wir einer deutschen Busreisegruppe zugeordnet werden. Diese Tour ist eher informativ als unterhaltsam, vielleicht weil der Babysitter-Guide fehlt?


Das verschlafene Hafenörtchen Caibarién ist etwas heruntergekommen. Am hellichten Tag ist das Barlokal La Taberna in eine nächtliche Disco verwandelt: die Fenster sind abgedunkelt und bunte Partylichter blinken wild umher. Nur die Tanzfläche ist noch leer. Die frittierten Malangas und der Hummer schmecken trotz der ungewöhnlichen Atmosphäre köstlich.


Drei riesige Doppelbetten zählt unser Zimmer, dazu gibt es im professionell betriebenen Casa Alojamiento Maité in Morón gleich mehrere Dachterrassen und ein Frühstück mit viel Gebäck und Zucker. Wenn Kubaner reisen, dann gleich mit der ganzen Familie oder befreundeten Paaren, daher die drei Doppelbetten. Wir haben die Villa Clara Provinz hinter uns gelassen und sind in der Ciego de Ávila Provinz angekommen.


Zu beiden Seiten der Straße liegt das Meer. Kilometerweit fahren wir über eine schmale Landzunge zur Cayo Coco. Am westlichsten Zipfel der langgestreckten Sandinsel stoßen wir auf den Playa Pilar, der nach Hemingways Fischerboot benannt wurde. Feinster, goldener Sand, türkises Meer, sanfte Wellen. Es hätte ein perfekter Strandtag werden können, wäre da nicht die Gewitterfront am Horizont. So hüpfen wir nur kurz ins Meer. Als Blitz und Donner sich nähern, fahren wir weiter zur Playa Los Flamencos. Auch hier ist das Gewitter im Anzug, wobei das türkise Wasser einen tollen Kontrast zu den dunklen Gewitterwolken darstellt. Plötzlich wimmelt es vor Moskitos, zuerst draußen, dann auch im Auto, als es beginnt wie aus Eimern zu schütten. Auf dem Rückweg nach Morón sind wir ringsum von Wasser umgeben – links und rechts das flache Meer, über und neben und unter uns der Regen.


Auf Stelzen erhebt sich das Fischrestaurant La Attaray aus der Laguna de la Leche. Der Parkplatz ist so überflutet, dass nur noch die Bordsteine aus dem Wasser ragen. Durch Regen und Sturm kämpfen wir uns ins Restaurant. Hier essen wir leckere Paella und Shrimps, wobei unsere Portiönchen überraschend winzig ausfallen.


Die Las Tunas Provinz ist das Land der kubanischen Cow Boys. Auf dem Parque 26 de Julio findet in Las Tunas wochenends ein Jahrmarkt mit Rodeo-Reiten statt. Die Schiffsschaukeln und das hölzerne Riesenrad wären überall sonst pure Nostalgie, in Kuba jedoch ganz normal.


Mit einem riesigen Mango-Smoothie begrüßt uns Mayra Busto Méndez sehr gastfreundlich in ihrem Casa Particular. In der Eisdiele Las Copas zahlen wir wie auf dem Jahrmarkt Eintritt, bevor wir einen Tisch zugewiesen bekommen. So endet der Tag mit einem Guanábana-Eis, nachdem er mit Guanábana-Saft begonnen hat.


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