Trinidad – Kolonialstadt zwischen Bergen und Meer

Kuba
Über grob gepflasterte Straßen ruckelt unser Bus durch die koloniale Altstadt Trinidads. Am Busterminal warten hinter einer Absperrleine ganze Scharen von Taxifahrern, die eifrig ihre Fahrdienste anbieten. Daran werden wir uns in Trinidad noch gewöhnen müssen. Neben Taxifahrern wimmelt es auch von teuren Touri-Restaurants wie das “Monte y Mar”, wo uns auf einer netten Dachterrasse pappige Pizza serviert und dazu eine Zigarre geschenkt wird. Unserem Gastgeber zufolge gibt es in Trinidad keine Restaurants, die sich an Einheimische richten, sondern nur Versorgungslokale für die Taxifahrer.


Geziegelte Dächer, begrünte Dachterrassen, schmale Gässchen voller Souvenirstände aus der Vogelperspektive, rechts thronen die Berge, links liegt das Meer. Auf dem Aussichtsturm des kolonialen Museo Histórico Municipal verstehen wir, weshalb die Kolonialstadt voller Touristen und Taxifahrer ist.


Von der Plaza Mayor aus spazieren wir in die einfacheren Gegenden der Stadt, wo die afrokubanische Bevölkerung mehr auf der Straße als in ihren Häusern zu leben scheint. Mit Pferden oder Hunden, Spielen oder Musik beschäftigt, sind die Menschen hier gut gelaunt und unaufdringlich. Und kein Taxi weit und breit.


Trinidads Hauptverbindungsstraße zum Meer ist der Länge nach aufgebohrt und so bugsieren wir unsere Räder über den zwei Meter tiefen, gut einen Meter breiten Schacht. Dann heißt es Slalom um die Schlaglöcher fahren und den Blick aufs Meer und die Feuerbäume (Flamboyant) genießen. Türkises Wasser, weißer Sand, Sonnenschirme und Liegen, die am Freitagmorgen noch völlig unbesiedelt sind überzeugen uns, den Tag am Strand des Restaurants Grill Caribe zu verbringen. Nervig finden wir, dass die Strandjungs ständig Geld kassieren, so auch für die Bewachung unserer abgeschlossenen Fahrräder auf dem Parkplatz. Dafür entschädigt die tolle Unterwasserwelt, die wir weiter draußen entdecken mit vielseitigen Korallen, Fischen und Seeigeln.


Auf der Rückfahrt kommen wir an einer Mangoplantage vorbei und erstehen dort für einen Euro drei riesige Mangos, die sich als die köstlichsten unserer Weltreise erweisen. „Mango Señora” heißt diese Sorte in Kuba, wie wir am nächsten Tag von Julio erfahren, und eine viel kleinere Sorte heißt „Mango Macho”. Am Samstagmorgen ist Markttag: überall in der Stadt werden frische Lebensmittel angeboten – auf Handkarren, Bicitaxis und sogar in den Fenstern der Wohnhäuser.


Für unseren Ausflug in die Berge landen wir einen Glücksgriff: unser Taxifahrer Julio ist ein an Botanik interessierter Wander-Guide. Er bringt uns die tropische Pflanzenwelt näher, zeigt uns Mimosen und winzige Kochbananen namens “plátano burro”. Vom Mirador del Caribe reicht der Blick vom Meer, über Trinidad bis zu den uns umgebenden Bergen der Sierra del Escambray. Vor unserer Wanderung drückt Julio uns noch ein altes französisches Buch zur Pflanzenbestimmung in die Hand, in dem auch die deutschen Namen auftauchen.


Über lehmfarbene Pfade wandern wir vorbei an riesigen Palmen, Kiefern, durch die saftig grüne Natur und eine kühle Höhle und genießen die Vielfalt des Nationalparks Topes de Collantes. Als wir ins Tal hinabsteigen, taucht einer der schönsten Wasserfälle unserer Weltreise auf - Schleifen weißer Milch fallen sanft in ein türkises Felsbecken mit kristallklarem Wasser, umgeben von Felsen, Farnen und Schlingpflanzen. Hinter dem Wasserfall schwimmen wir durch eine offene Tropfsteinhöhle, das eisige Wasser der Vegas Grandes erinnert uns an Maguk in Australien. Magisch!


Die Verarbeitung des Kaffees geschehe hier noch komplett von Hand, erklärt uns Julio, als wir einen sehr starken Espresso aus 100% Arabica-Kaffee kosten. Im Restaurant Balcón del Caribe ist ein reichhaltiges Buffet aufgetischt mit gegrilltem Fisch, Kürbispüree, Okra-Schoten, Maniok und der typisch kubanischen Kombination von Eis und Kuchen. Nach der Wanderroute war auch das Restaurant ein toller Tipp unseres Fahrers, der uns auch die kubanischen Arbeitsverhältnisse näher bringt. Julio ist studierter Jurist, würde in dem Beruf allerdings nur gut 30 Euro im Monat verdienen, mit Taxifahren kommt er dagegen auf 250 Euro. Da das Studium zwar nichts kostet, die Gehälter aber extrem niedrig sind, zieht es viele hochqualifizierte Kubaner als Taxifahrer in den Tourismussektor, wo sie Zugang zur wertvollen Ausländer-Währung CUC haben. Schade dass wegen des wirtschaftspolitischen Systems so viel Potential verschenkt wird. Und umso verständlicher, dass uns in Trinidad an jeder Straßenecke Taxifahrten angeboten werden.


Im Valle de los Ingenios reiten wir vorbei an einer Backsteinfabrik und einer Genossenschaft zur Milcherzeugung. Unsere Pferde Bamboleo und Barijo sind bemerkenswert gut ausgebildet und reagieren auf die feinsten Signale. Der Saldo de Cubano erinnert in der Trockenzeit eher an ein Wasserloch als an einen Wasserfall, bietet aber eine angenehme Abkühlung. Genauso auch die grüne Kokosnuss, die wir trinken. Auf Josés Ranch trinken wir leckeren Guarapo, also Zuckerrohrsaft mit Limette, zum Mittagsmenü und füttern unsere Pferde mit Mangos, die unter den Bäumen liegen.


Wir sitzen im Parque Céspedes und warten darauf, ins öffentliche WLAN zu kommen, um uns dann mit unserer Karte (1 Euro pro Stunde) ins Internet einwählen zu dürfen. Um dann an der Zeitlupen-Geschwindigkeit des kubanischen Internets zu verzweifeln. Ja, es gibt inzwischen Internet in Kuba. Allerdings erlaubt das System nicht, durchgehend online zu sein. Der Vorteil: die Menschen reden miteinander. In vielen Bars weisen Tafeln Smartphone-süchtige Touris augenzwinkernd darauf hin, es gebe zwar kein WLAN, aber Mojito, der die Kommunikation erleichtere. Der Nachteil: man braucht starke Nerven, wenn man doch mal online gehen muss.


Wie in vielen Häusern in Trinidad ist auch im Casa Las Magaritas das Eingangszimmer eine Lobby voller Schaukelstühle. Hinter dem Haus gibt es mehrere nette Terrassen. Am liebsten sitzen wir abends auf dem kleinen Pavillon auf der Dachterrasse, wo wir die kühle Brise zum Sonnenuntergang genießen. Wir stellen fest: Es gibt nicht DAS eine Kuba - Stadtbild, Klima, Landschaft, Lebensmittel, deren Verkaufsstellen und die Tourismus-Intensität variieren erheblich von Stadt zu Stadt.


Und hier noch ein paar weitere Impressionen:

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