„Die Frucht dieser Pflanze kennt ihr alle“ meint Minor. Und siehe da, Vanille ist eine Orchideenart. Minor führt uns durch den Obstgarten des Anwesens Don Olivo, wo wir allerlei leckere Früchte probieren: interessante Apple Bananas, süße Ice Cream Beans, Papayas, saure Guanábanas, Sternfrüchte, Zuckerrohrsaft, den wir selbst frisch auspressen, - und die köstlichste, saftigste Ananas, die man sich vorstellen kann. Wir sehen Mangobäume, Kokosnusspalmen, die in beeindruckendem Tempo aus Kokosnüssen sprießen, lianenartige Maracujapflanzen, Avocados von winzig bis riesig, Kaffeepflanzen, Kardamom, … und ein Faultier, dass völlig unbeeindruckt hoch oben im Baum schläft.

Besonders exotisch sehen die Kakaobäume aus, deren weiße Miniblüten und Früchte direkt aus dem Stamm wachsen, wobei letztere je nach Lust und Laune grün, gelb oder violett sind und bleiben. Nach einer Demonstration der Schokoladenherstellung mischen wir unsere eigene Schokolade, die wir wie die Ticos nicht essen sondern trinken, und zwar mit hausgemachter Vanille, Zuckerrohrsirup, Chili und Mais-Kakao-Pulver (Pinolillo genannt). Übertroffen wird deren Geschmack nur noch von den dazugereichten Schokowürfeln mit 90 Prozent Kakao, die dank dem Zuckerrohrsirup eine weiche Konsistenz haben. Pura vida!

Jonathan ist 28, liebt Autos, seinen Pudel Spongy und baut gerne. So hat er gerade die Casa Torre Eco Lodge neben seinem Wohnhaus fertiggestellt und berichtet uns begeistert von seinen Plänen, die Anlage auszubauen und um einen Campingplatz und einen kleinen Bio-Bauernhof zu erweitern. Wir bestaunen gerade die Aussicht auf den Vulkan Arenal, da macht Jonathan uns auf Tukane aufmerksam, die in den Bäumen sitzen. Kurz darauf landen in denselben Bäumen ein paar Pabas (die wie eine Mischung aus Truthahn und Geier aussehen). Während wir morgens unser Mango-Müsli genießen, beobachten wir das Wolkenspiel rund um den Vulkangipfel und wie smaragdgrüne Kolibris in den blühenden Sträuchern umhersummen. Da wir ohne Auto unterwegs sind, nehmen wir Jonathans Fahrdienste dankbar in Anspruch. Er liebt es, in seinem alten Toyota über die unbefestigten Wege zu heizen, um Schlaglöcher herumzukurven, dabei Touris in ihren Geländewagen zu erschrecken und mit der Handbremse zu lenken. Spongy offenbar auch.

Am Trailhead erfahren wir, dass der Cerro Chato Trail seit letztem Jahr offiziell geschlossen ist. Trotzdem sitzen hier zwei junge Muchachos, die routiniert abkassieren und uns eine handgezeichnete Karte geben. „Wenn ihr oben Polizisten trefft, sagt einfach, ihr hättet euch verlaufen.“ Das komme aber nur ein paar Mal im Jahr vor. Als wir nach dem Grund für die Schließung fragen, bleiben sie recht vage. Jemand würde damit gerne mehr Geld verdienen. Aha. Der positive Effekt, auf inoffiziellen Wegen zu wandern: wir sind fast alleine unterwegs. So können wir den Wald in seiner ganzen Natürlichkeit genießen, der auf ca. 700 Meter Höhe eine Mischform aus Regen- und Nebelwald ist. Wir sehen Eidechsen mit neonblauen Schwänzen, riesige Schmetterlinge und Libellen und dieselben rotköpfigen Spechte wie an der Pazifikküste. Von einem Mirador aus sehen wir die Rückseite des Vulkans Arenal, der hier seit seinem letzten Ausbruch im Jahr 1978 kahl ist, wie uns der Italiener Michele später aufklärt.

Wir wandern über Lavagestein und durch etwas Morast, dann windet sich der Weg immer steiler den Berg hinauf. „Matschwandern“ war die Beschreibung eines deutschen Pärchens, die sehr treffend ist: Wurzeln und Matsch machen jetzt den größten Teil des Weges aus. Der negative Effekt, auf inoffiziellen Wegen zu wandern: der Pfad ist schlecht ausgezeichnet und stellenweise verwuchert. Und die Kraxelei ganz schön anstrengend. Weiter oben werden wir mit Ausblicken auf den Vulkan und den Kratersee des Cerro Chato belohnt. Nach der Tortur ist es eine Wohltat, sich im türkisfarbenen Kratersee abzukühlen. Gestärkt von einem Vollkorntortilla-mit-Erdnussbutter-und-Banane-Snack machen wir uns an den Abstieg. Dabei scheuchen wir ein Wildschein auf und erblicken einen witzigen Vogel, der aussieht, als habe er sich als Clown verkleidet.

Was hat es jetzt aber mit der Sperrung des Wanderwegs auf sich? Näheres erfahren wir am nächsten Tag bei Sonia von Red Lava Tours, die wir schon zuvor sehr hilfreich für Informationen und Buchungen aller Art fanden. Der Cerro Chato Trail sei seit 2018 offiziell geschlossen, da Eingänge in Privatbesitz sind und der Staat der Auffassung sei, wenn er damit kein Geld verdienen könne, solle es niemand dürfen. Ein Riesenzwist zwischen Politik und Tourismus. Laut Sonia wird nicht zweimal im Jahr, sondern fast täglich kontrolliert, ob sich jemand unerlaubterweise dort oben herumtreibt. Der Risiko-Effekt, auf inoffiziellen Wegen zu wandern: 200 Dollar Bußgeld... Glück gehabt. La Fortuna eben.

Glück haben wir auch, in den Dos Lagos Hot Springs auf einen kulanten Rezeptionisten zu treffen. Wegen des regen Betriebs am Gründonnerstag ist das Thermalbad für Externe nämlich inzwischen geschlossen. Eigentlich. Zu unserer Überraschung sind in unserem Ticket auch die exotischen Gärten inbegriffen, wo wir auf allerlei beeindruckende Tropenpflanzen stoßen. Ein schlafendes Riesenkrokodil, Schildkröten, ein Schmetterlingshaus und eine von Menschenhand errichtete Ameisenstraße gibt es auch zu sehen. Und einen winzigen roten Frosch.

Die Thermalbecken sind zwischen 26 und 40 Grad warm (bzw. heiß) und bieten kleine ruhige Nischen zum Entspannen. Innerhalb weniger Stunden erleben wir den für La Fortuna typischen Wetterwechsel: Sonne, Schwüle, Wolken, Regen, Kühle. Dann heißt es mal wieder auf Jonathan und Spongy warten, die uns mit einem gut gelaunten „pura vida“ begrüßen.

Und hier noch ein paar weitere Impressionen: