Montezuma – Hippies, Surfer und Yogis

Costa Rica
Nicht nur auf dem Biomarkt von Montezuma wimmelt es von Aussteigern mit Dreadlocks, bunten Haaren und großflächigen Tattoos. Raue Schotterstraßen, nahezu menschenleere Sandstrände und die überschaubare Infrastruktur des Pazifikdörfchens geben uns das Gefühl, am Ende der Welt gelandet zu sein. An einem recht netten.


Mitten im Regenwald thront das Hostel Luna Llena, eine spirituell-exotisch angehauchte Version der Villa Kunterbunt, und eröffnet den Blick auf den Pazifik. Nachts hören wir das Grollen der Brüllaffen, die wir tagsüber direkt neben der schattigen Holzveranda dabei beobachten, wie sie Mangos pflücken, sie genüsslich auslutschen und dann laut krachend auf die Dächer der tieferliegenden Hostelzimmer fallen lassen. Eifrig transportiert eine kleine Ameisenkaravane kleine Blatteilchen einen hohen Baumstamm hinunter. Ab und zu statten riesige Schmetterlinge und neugierige Agutis dem Luna Llena ihren Besuch ab.


In der Nähe des Dörfchen wandern wir zu einem Wasserfall. Hier sehen wir große Leguane und einige Leute springen aus bis zu zehn Metern Höhe ins Wasserbecken unter den Fällen. Am Strand rauschen heftige Pazifikwellen heran, weshalb er nicht zum Schwimmen geeignet ist. Dafür kann man hier bestes den Strand entlang spazieren oder auf einer Palme chillen und dem Rauschen des Meeres zuhören. Letzteres tun wir gerade, als uns zwei auftakelte argentinische Señoras mittleren Alters bitten, doch mal kurz für ihr Foto-Shooting die Palme zu räumen. Abwechselnd posieren die beiden dann und veranstalten dabei ein witziges Krakel-Spektakel, das darin gipfelt, dass es die eine glatt von der Palme haut. Ein paar Meter weiter räumt ein Hippie-Penner unter der Veranda eines Restaurants leicht genervt sein Nachtlager zusammen.


Im Schnellboot sausen wir die Küste entlang, vorbei an fliegenden und aus dem Wasser springenden Fischen. Die meisten der Tour-Teilnehmer sind Backpacker aus Europa, aber auch die palmenbegeisterten Señoras aus Argentinien sind am Start. An der Isla Tortuga angekommen, laden wir Koch Henry und die Señoras ab, die sich dem Mittagessen bzw. ihren Liegestühlen widmen. Unser Kapitän Michael manövriert das Boot zu ein paar auf dem Meer ragenden Felsen, wo wir indessen schnorchelnd die Unterwasserwelt erkunden.


Zig Neos spielen oder tarnen sich in der Brandung um die Felsen, während andere Fische in riesigen Schwärmen große Fische imitieren. Ansonsten sind viele kleine bunte Fische und ein Rochen unterwegs, auch ein Wrack gibt es zu bestaunen. An einer tieferen Stelle zeigt uns Schnorchel-Guide Joshua Seeigel mit einem neonblauen Stern, verschiedenste Seesterne und einen Kugelfisch, indem er sie vom Meeresboden aufliest und uns kurz an der Wasseroberfläche präsentiert. Ob den Meerestieren das gefällt? Die Riffhaie lässt Joshua zum Glück am Meeresgrund ihre Kreise ziehen und zeigt uns lediglich, wo die schemenhaften Gestalten unterwegs sind. Nach dem Mittagessen kommen wir dann auch noch in den Genuss, am Strand der Isla Tortuga unter imposanten Palmen zu faulenzen. Als wir am Strand von Montezuma wieder von Boot gehen, animieren die Señoras die drei jungen Ticos von Cabo Blanco Travelers zu einem gemeinsamen Foto-Shooting.


Unser Versuch, Ersatz für einige der gestohlenen Gegenstände in Montezuma zu finden, ist kaum von Erfolg gekrönt. Es lässt sich kein Notizbuch auftreiben, von Medikamenten und Elektroartikeln ganz zu schweigen. Also machen wir uns auf den Weg zurück nach San José, wo wir mehrere Tage mit der Wiederbesorgung verbringen. Auf der Suche nach einer neuen Kamera lernen wir den zerklüfteten Fachhandel in Costa Rica kennen, denn es gibt nur einen lizenzierten Händler, der in einem umzäunten und beschrankten Gewerbegebiet sitzt, und selbst dessen Sortiment ist überschaubar und auf die Ausstellungsstücke beschränkt. Als wir wieder ausgestattet sind, begeben wir uns in die Berge Costa Ricas.


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