Da wir im Januar zur Hauptsaison durch Tasmanien reisen, sind die Unterkünfte rar und selbst für australische Verhältnisse teuer. So verbringen wir die meisten Nächte in unserem Trekkingzelt. Völlig unverhofft stoßen wir auf idyllische Spots wie die Campingwiese neben der Schafweide im Bergdorf Mathinna, das uns an ein Schwarzwalddorf erinnert. In Devonport errichten wir unser Zelt an einem windgeschützten Fleckchen Küste und hören nachts die Wellen rauschen. Vom O‘Neills Creek Reserve aus beobachten wir das spektakuläre Naturschauspiel, wie Mount Roland in der untergehenden Sonne erglüht – erst golden, dann rötlich, später lila –, während sich ein Regenbogen bildet.

Im Swansea Backpackers erleben wir dagegen die grässlichste Campingnacht unserer Australienreise. Was hier nicht kaputt und dreckig ist, ist chaotisch und heruntergekommen. Am schlimmsten ist jedoch die depressive Atmosphäre. Menschen mittleren Alters starren rauchend ins Leere, eine Gruppe Franzosen ist schon um 18 Uhr sturzbesoffen und / oder auf Drogen, einer von ihnen tanzt in Boxershorts mit einem Wischmopp auf der Ladefläche eines Pickups. Als wir im Aufenthaltsraum am Laptop sitzen, wankt Besagter durch den Garten und pinkelt in die Hecke, bevor er umkippt und im Gras liegen bleibt. Apathisch beobachtet eine der Rauchenden das Geschehen, die direkt daneben auf einer Bank sitzt. In der Zwischenzeit hat eine Gruppe junger Aussies neben unserem Trekkingzelt eine wahre Zeltstadt aus dem Boden gestampft. Beim weiteren Auspacken werfen die Männer mit F-Wörtern nur so um sich. Wir sind gerade ins Zelt gekrochen, als dröhnende Party-Musik aufgedreht wird. Nachts fahren Autos mit quietschenden Reifen vom Gelände. Es folgt französisches Stimmengewirr, mehrmals fällt das Wort „hôpital“. Am nächsten Morgen bekommen wir in der Küche mit, dass offenbar jemand ins Krankenhaus gefahren werden musste. Als wir aufbrechen, fährt ein Abschleppwagen mit einem geschrotteten Auto auf den Campingplatz. Was genau passiert ist, können wir uns nur zusammenreimen. Jedenfalls beschleicht uns der Verdacht, dass das Hostel hauptsächlich als Drogenumschlagspunkt dient. Unser einziger Gedanke: nichts wie weg hier.

Als zweitgrößte Stadt Tasmaniens hat Launceston einiges zu bieten. In der Altstadt reihen sich viktorianische Gebäude aneinander, der City Park ist hübsch angelegt und in der wilden Cataract Gorge fühlt man sich wie in einem entlegenen Nationalpark, obwohl das Zentrum nur wenige Gehminuten entfernt ist. Hier gibt es einen Sessellift, ein kostenloses Schwimmbad und eine Vielzahl von Wanderwegen. Da wir die Trekkingtour über die Freycinet Peninsular noch in den Beinen spüren, begnügen wir uns mit ein paar kleinen Spaziergängen zu Aussichtspunkten. Im Planetarium sehen wir spannende Vorführungen zur Entstehung des Universums, die uns vor Augen führen, dass seltene Elemente wie Gold bei Supernovas entstehen, wir alle letztlich aus Sternenstaub bestehen und schwarze Löcher eine Art nach innen gewandter Wasserfall von Raum und Zeit sind. Wir wohnen im blühenden Vorort Kings Meadows, der typisch tasmanisch in den Hang gebaut ist, im hübschen Haus einer philippinisch-stämmigen Familie, die einen Komponisten und eine Musikerin hervorgebracht hat (sehr zu empfehlen). In der AirBnB-Unterkunft lernen wir Jeff und Julie aus Schottland kennen, die in London selbst AirBnB-Gastgeber sind und zurzeit ihr komplettes Haus vermietet haben, um ein halbes Jahr um die Welt zu reisen.
Link zum AirBnB in Launceston

Südlich von Launceston hat Evandale einen netten Charm mit seinen alten Häuschen in gepflegten Vorgärten. Der Landsitz Claredon könnte als Kulisse bei Vom Winde verweht gedient haben. Im Norden reihen sich Weingüter aneinander und so kommen wir bei Piper Brook in den Genuss einer tollen Weinprobe.

Golden erstrahlt der breite Harbour Beach an der tasmanischen Nordküste. Die Tasmanier scheint der starke Wind nicht weiter zu stören, uns treibt er jedoch schon nach kurzer Zeit weiter. Mittags kochen wir meistens auf Picknickplätzen, die mit Grills ausgestattet sind. Hier stoßen wir durch Zufall auf Spaziergänge zu überraschend eindrucksvollen Wasserfällen wie die Lilydale Falls inmitten von Farnen und die zweistufigen Guide Falls, die mit ihren zackigen Felsen und dem klaren Wasser zum Baden einladen. In Stanley laufen wir den immens steilen Zick-Zack-Pfad auf einen erloschenen Vulkan namens “The Nut”, von wo aus wir weitreichende Blicke auf die Bass Streit, den Fischereihafen und die Strände der Halbinsel haben. Es ist so stürmisch, dass die Seilbahn geschlossen ist und wir froh um die Geländer an den Aussichtspunkten sind.

Im Küstenörtchen namens Penguin dreht sich alles um – wer hätte es wohl gedacht? – Pinguine. Auf dem größten Indoor-Market Tasmaniens gibt es Topflappen, Schlüsselanhänger und allen erdenklichen Krimskams im Pinguin-Design. Sogar auf den Mülltonnen des Dorfs prangern Pinguine, dem Pinguin Butcher haben die Tierchen hoffentlich nur seinen Namen gegeben… Am Australia Day (26. Januar) haben wir das Glück, die kleinsten Pinguine der Welt am Lilico Beach live zu sehen. Einer der Zwerge hat sich an einem anderen Strand verirrt, woraufhin ihn eine australische Familie kurzer Hand in einen Eimer gepackt und mitgebracht hat. Als wir auf den Einbruch der Dunkelheit waren, frieren wir trotz jeder Menge Kleidungsschichten, während so mancher Australier in Shorts ganz entspannt wirkt. Mehrere Freiwillige informieren uns über die Zwergpinguine und achten darauf, dass sie nicht gestört oder geblendet werden. Gegen 21:30 Uhr ist es so weit: Ein paar Jungtiere haben schon eine Weile erwartungsvoll am Strand und vor ihren Hüttchen in den Dünen gewartet, als nach und nach die Elterntiere an Land kommen, die sie fiepend begrüßen. Ein tolles Erlebnis!

Und hier noch ein paar weitere Impressionen: