Maria, Bruny und Freycinet – Erkundung tasmanischer (Halb-)Inseln

Australien
„Have an awesome day in an awesome spot!“ meint der Kapitän der Fähre mit der typisch australischen guten Laune, als er uns auf Maria Island absetzt. Vor Ort werden wir informiert, dass am Vortag ein Waldstück auf der Insel gebrannt hat und deshalb nur der Norden zugänglich ist. Wie wir später erfahren, gab es in der Nacht zuvor in Tasmanien 71 Blitzeinschläge ohne Regen („dry strikes“), die eine Reihe von Waldbränden ausgelöst haben. Daher auch die Helikopter mit Löschwasser, die wir von unserem Campingplatz in Triabunna aus gesehen haben, genauso wie die vielen Blitze. Eigentlich wollten wir mit Mountainbikes in den Süden der Insel fahren, aber den Norden erkunden wir lieber zu Fuß. Die Wolken ziehen schnell und tief über die grünen Wiesen von Maria Island. Wie fühlen uns nach Irland versetzt. Gerade als Anna meint, dass es hier auch Wallabys gibt, hüpft eins im Affenzahn aus dem Gebüsch und flitzt Richtung Wald davon.


Die Painted Cliffs stammen nicht von Menschenhand, sondern wurden über Jahrtausende vom Meer in den Sandstein gezeichnet. Sie erinnern teils an symmetrische Gemälde, teils an Honigwaben. Felsbecken voller Meerwasser wirken wie winzige Aquarien, die mit Seegras und Muscheln geschmückt sind. Über einen grasigen Wiesenweg wandern wir durch Eukalyptuswälder zu den schroffen Steilklippen im Norden der Insel. Hier picknicken wir auf einem Flecken Wiese, der nicht von den Hinterlassenschaften der Kängurus übersät ist. An den Fossil Cliffs sehen wir viele Muschelfossilien und unseren ersten Wombat, der dick und gemütlich Gras frisst. Dann heißt es auch schon Abschied nehmen von Maria Island.


Bruny Island ist dagegen eine Schlemmerinsel. Hier schlürfen wir Austern, verkosten Käse und genießen den Blick auf den langen Sandisthmus vom Truganini Lookout aus. Der Fluted Cape Track führt uns vorbei an einer ehemligen Walfängerstation, Buchten voller Seegras und durch Eukalyptuswälder zu hohen Steilklippen mit Blick in die Ferne. Uns kommen auffallend viele Familien entgegen, die ihren Nachwuchs auf dem Rücken tragen.


Die dreitägige Trekkingtour über die Freycinet Peninsula zählt zu den Highlights unserer Tasmanienreise. Als wir durch Wälder mit blühenden Sträuchern an der Küste entlang laufen, eröffnen sich weite Blicke auf das gebirgige Festland und das Meer. Von einem hübschen kleinen Strand aus sehen wir unser Tagesziel in der Ferne: den Cooks Beach. Dahinter ragen die Berge von Schouten Island empor, in denen die schnell über uns wegziehenden Wolken hängen bleiben. Hier lernen wir Andrew und Christie kennen, die im Westen Tasmaniens gerade die Hälfte ihrer zwölftägigen Trekkingtour über den anspruchsvollen Western Arthurs Traverse geschafft hatten, als sie von einem Helikopter wegen der Waldbrände evakuiert wurden. Anschließend wandern wir kilometerweit den Hazard Beach mit seinem feinen, blendend weißen Sand entlang.


Nach etwa 16 Kilomtern erreichen wir das Camp am Cooks Beach und errichten unser Zelt mit Blick aufs Meer. Dutzende von Rochen schweben durchs türkise, spiegelglatte Wasser und wir sehen Fliegenfische. Von den Verwaltern des Campingsplatzes erfahren wir, dass die Bucht im letzten Jahr eine einzige Delfinparty gewesen sei. Wie der Zufall es will, haben wir am Vortag eine Gruppe Delfine am gegenüberliegenden Ufer bei Swansea gesehen. So idyllisch die Szenerie ist, so schlaflos ist die stürmische Nacht, in der sich selbst unsere Sandheringe mehrmals lösen. Morgens hängt unser Zelt in den Seilen und wir fühlen uns wie gerädert. Perfekte Bedingungen also, um auf einen Berg zu klettern.


Mit sieben Litern Wasser aus dem Tank für die übrigen anderthalb Wandertage ausgerüstet beginnen wir den Aufstieg. Der steile Aufstieg in der Sonnenhitze ist ganz schön kräftezehrend. Immerhin wird es mit zunehmender Höhe kühler und die Natur abwechslungsreicher: sprießende Farnwälder, Mini-Orchideen, blühende Banksien und Wasserläufe umgeben den Wanderpfad. Wie inzwischen gewohnt halten wir nebenbei nach Schlangen Ausschau. Stock oder Schlange? … Plötzlich sehen wir einen Stock und eine Schlange. Wir lernen einen Trailrunner aus Hobart kennen, der den gesamtem Circuit an einem Tag läuft und in bemerkenswertem Tempo den Berg hochfegt. Er hat dieselbe Strecke zurückgelegt wie wir seit dem Mittag des Vortags. 3:37 Stunden steht auf seiner Stoppuhr. Die Kraxelei über unwegsame Felsen ist mit dem Gepäck ziemlich anstrengend. Auf dem Gipfel werden wir von atemberaubenden Ausblicken auf die Wineglass Bay, das Meer und die umliegenden Berge belohnt. Beim Abstieg ist wieder Klettern angesagt und nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir am Abend das Camp an der Wineglass Bay.


Die Bucht ist bis auf ein paar Trekker und Boote menschenleer, als wir uns morgens in der paradiesischen Wineglass Bay abkühlen. Als wir samt Gepäck weiterziehen, erreichen die ersten Tagesausflügler das andere Ende des langen Strands. Zum Aussichtspunkt führen viele, viele Treppenstufen. Wir sind froh um unser ultraleichtes Gepäck, als wir mehrere Trekker mit Mammutgepäck sehen. Nach einem Stück Schokolade am Aussichtspunkt auf Wineglass Bay und Mount Graham wandern wir die letzten Kilomter zum Parkplatz. Nie hat eine eiskalte Dusche so gut getan wie die kostenlose im Freycient Peninsula Nationalpark.


Und hier noch ein paar weitere Impressionen:

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