Da die Schluchten des Karijini Nationalparks in der Hamersley Range quasi Einschnitte in der Erdoberfläche sind, sehen wir sie erst, als wir uns ihnen nähern. Plötzlich stehen wir vor einer 100 Meter tiefen Schlucht mit roten Felswänden und steigen hinab ins Abenteuer…

Über Naturstufen steigen wir einen steilen Abhang hinunter, voabei an Wildblumen namens Mulla Mulla in die Dales Gorge, wo wir auf verwunschenen Pfaden entlang eines kaskadenartigen Baches zum idyllischen Circular Pool wandern. Er bietet eine sehr erfrischende Abkühlung. Vorbei an den Fortescue Falls gelangen wir zum Fern Pool, wo kleine Fische und Papageien unterwegs sind.

In der breiten Kalamina Gorge treffen wir auf jede Menge Algenschleier und fast keine Besucher. Die Kulisse wirkt wie eine Ausstellung von natürlichen, in Felswänden gewachsenen Bonsais.

Ein gigantischer Wasserfalltrichter, in dem einzelne Tröpfchen hinabregnen - der Joffre Falls Lookout bietet einen tollen Ausblick. Schwärme von Little Corellas fliegen durch die Schlucht, die offenbar ein beliebter Dating Spot unter den weißen Papageien sind. Wir beobachten, wie tief unten einzelne Besucher die schmale Schlucht entlang schwimmen. Am Knox Lookout sehen wir die gegenüberliegenden Felswände dunkelrot leuchten. Spektakulär ist der Ausblick vom Oxer Lookout auf den Punkt, an dem sich vier der Schluchten treffen: Red Gorge, Knox Gorge, Weano Gorge und Hancock Gorge.

Nachdem wir mehrmals durch kaltes Wasser gewatet sind, verjüngt sich die Weano Gorge auf nur einen Meter Breite. Entlang eines kleines Bachs gelangen wir zum kreisrunden Handrail Pool, in dessen glasklarer Wasseroberfläche sich die Felswände und Bäume auf dem Rand der Schlucht spiegeln. Wir sind ganz alleine und vom Anblick überwältigt. Bis ein älteres Ehepaar und zwei junge Backpackerinnen aus der gegenüberliegenden Schluchtöffnung zurückgeschwommen kommen und uns voller Begeisterung berichten, dass es dort noch weiter gehe und wir noch nicht das Ende des für Besucher zugänglichen Abschnitts erreicht hätten. Also schwimmen wir durch den eiskalten Pool und klettern einen rutschigen Pfad entlang. Dann geht‘s wieder ins – diesmal noch eisigere – Wasser, und wir schwimmen die schmale Schlucht unter rötlichen, sonnendurchfluteten Felsformationen entlang bis zu einem Inselchen. Grandios!

Unsere Kletterpartie entlang der Schluchtwände der Hancock Gorge wird durch den Anblick eines natürlichen Amphitheaters belohnt. Weiter geht es über den glitschigen Spider Walk. Ob er seinen Namen von den vielen Spinnweben hat oder von der Tatsache, dass man sich auf dem engen, rutschigen Pfad hier wie eine Spinne fortbewegt? Über spiegelglatte Steinplatten rutschen wir ins tiefblaue, wiederum eisige Wasser des Kermits Pools. Das Wasser des winzigen Wasserfalls, der in den Pool mündet, ist wesentlich wärmer und angenehm zum Duschen. Hier lernen wir Steven aus Deutschland und McKensie aus Kanada kennen, die einen Pajero auf der Gibb River Road geschrottet haben. Nach dem Achsenbruch haben sie ihn dort einfach an der Straße stehen lassen, da am Ende der Saison alle liegen gebliebenen Autos abgeschleppt werden. Vielleicht von unserem Retter, der uns mit den beiden Platten geholfen hat?! Die beiden vertreiben sich die Zeit mit Klippenspringen und Kiffen, während wir uns auf die von der Sonne aufgewärmten Felsen chillen.

Über glitschige, algenbewachsene Felsen klettern wir in den Spa Pool der Hamersley Gorge. Ein kleiner Wasserfall plätschert in das runde Felsbecken. Offiziell soll man nicht mehr hier hoch klettern, da es zu Unfällen gekommen ist, aber wir sind bei weitem nicht die einzigen Traveller, die nicht widerstehen konnten. Die großen Wasserbecken sind von wellenförmigen, tiefrot-schwarzen Gesteinsschichten umgeben, die in der Abendsonne strahlen.

Als wir zum Paji zurückkommen, haben wir mal wieder einen Platten. Na toll! Diesmal hilft uns Teddy aus Melbourne, der seit vier Jahren mit Freundin und Hund Work & Travel quer durch Australien macht. Die Pechsträhne hält an: kurz darauf verschluckt Max eine Fliege, unsere Kofferraumtür geht auf, als wir den Hang vom Parkplatz hoch fahren und beim Kochen fackelt einer unserer Campingkocher ab. Warum auch immer. Entschädigt werden wir durch ein einzigartiges Naturschauspiel, als der Vollmond über der Hamersley Gorge aufgeht - ein gebührender Abschied vom majestätischen Karijini Nationalpark, der in unseren Augen der beeindruckendste Nationalpark in Western Australia ist.

Und hier noch ein paar weitere Impressionen: