Broome – Sonne, Mond und Sterne

Australien

Sonne ...

Auf Max‘ Knopfdruck hin startet der Wetterballon seine Reise Richtung Sonne. „Er hat jetzt einen Durchmesser von 2,5 Metern. Wenn er in der Stratosphäre eine Höhe von 40 Kilometern erreicht, hat er 14 Meter Durchmesser. Dann würde unser Radarturm hineinpassen.“ Vor Energie sprühend erklärt uns Wetterfrosch David, wie sie im Bureau of Meteorology Wetterdaten erfassen und auswerten, wie Radar funktioniert und vieles mehr. Wir erfahren auch, warum die Lichtverhältnisse heute so seltsam sind: 140 Kilometer entfernt brennt ein Waldstück und räuchert großflächig das Land ein. Sogar der Highway ist wegen der schlechten Sicht gesperrt. David meldet regelmäßig die Sichtverhältnisse an den Flughafen, damit die Flugzeuge, die in Broome landen wollen, mehr Kerosin mitführen. Wir hätten nicht erwartet, dass man hier einfach so in den Wetterdienst spazieren, sich alles erklären lassen und sogar Wetterballons starten kann – und sind begeistert.


Einen besonders farbintensiven Sonnenuntergang bescheren uns die Rauchpartikel am Gantheome Point: vor uns Rot-Orange-Töne und hinter uns eine dunkelgraue Rauchwand, die wie eine bedrohliche Regenfront aussieht. Bei Ebbe kann man hier die Fußabdrücke von Dinosauriern sehen. Bekannt ist Broome für den Sonnenuntergang am Cable Beach, wo sich Wüste und Meer treffen. Hier trotten Karawanen von Kamelen durch den Sand und viele Aussies machen es sich in ihren Geländewagen gemütlich. Autokino am Strand sozusagen.


Großes Kino bietet Broome im ältesten Freilichtkino der Welt. Die Sun Picture Gardens wurden 1916 eröffnet und sind damit für australische Verhältnisse steinalt. Passend zum Museumscharakter des Gebäudes nimmt uns der Film „Ladys in Black“ auf eine Reise in die Vergangenheit, ins Sydney der 1950er Jahre. Zweimal fliegen Flugzeuge mit viel Getöse direkt über unsere Köpfe und verpatzen so eine romantische Schlüsselszene. Oh well...


… Mond ...

Um 05:30 Uhr wandern wir durchs Watt, als die Sonne über dem Meer aufgeht. Seesterne, Krebse, Pelikane und eine Meeresschildkröte leisten uns Gesellschaft. An einigen Stellen sinken wir knöcheltief ins Watt ein, an anderen waten wir knietief durch die Wasserströme, die ins Meer zurückfließen. Nach 1,5 Kilometern erreichen wir unser Ziel: mehrere Flugbootwracks aus dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl sie tief im Sand versunken und von Muscheln überwuchert sind, sind die Boote und Turbinen noch als solche erkennbar. Die Flugboote tauchen nur bei extrem niedriger Ebbe aus dem Meer auf und dass dies tagsüber passiert, kommt nur alle paar Wochen vor. Wir verdanken das besondere Erlebnis unserer Wattwanderung also dem Mond.


Ebenfalls um den Mond dreht sich alles bei der „Stairway to the Moon“. Wenn der Vollmond über dem Meer aufgeht, zeichnet sich eine scheinbare Treppe im Wattmeer ab. Dieses einzigartige Naturphänomen beobachten wir einige Tage später in der Nähe von Dampier.


… und Sterne

In rotes Licht getaucht ist ein großer Kreis, in dem mehrere Teleskope stehen. Inmitten des Kreises steht ein Mann mit langem, weißen Bart und einer Aura von Weisheit. Sofort müssen wir an Gandalf von Herr der Ringe denken. Und tatsächlich trägt Greg Quicke seit einer Fernsehproduktion den Spitznamen „Space Gandalf“. Heute Abend nimmt er uns mit auf eine Reise durchs Universum. Broome eignet sich aufgrund seiner Nähe zum Äquator hervorragend zum Sternegucken, da man sowohl den Himmel der Südhalbkugel als auch große Teile des Himmels der Nordhalbkugel sieht. Lichtverschmutzung ist im dünn besiedelten Western Australia sowieso kein Thema. Space Gandalf, der ursprünglich als Perlentaucher nach Broome kam, lässt uns auf sehr anschauliche Weise an seinem All-Wissen teilhaben. Er führt uns vor Augen, dass wir heute noch immer so sprechen, als sei die Erde flach. Eigentlich müsse es statt Sonnenuntergang ja heißen „die Erde dreht sich weg aus dem Bereich, in dem sich die Sonne befindet“. Durch die Beobachtung der Sterne möchte Space Gandalf die Erdrotation und die Drehung der Erde um die Sonne erlebbar machen. Durch unterschiedliche Teleskope erhaschen wir Blicke auf die Monde des Jupiters, Saturn mit seinem Ring, die Plejaden („Seven Sisters“) und mehrere Kugelsternhaufen. Die von Kratern übersäte Mondüberfläche wirkt zum Greifen nahe. Gerade als Space Gandalf auf eine Frage hin erklärt, dass eine Sternschnuppe kein Stern ist, fällt eine vom Himmel. Insgesamt sehen wir an dem sehr erhellenden Abend fünf Sternschnuppen. Fünf Sterne für Greg‘s Astro Tour! Mehr Infos über ihn und seine TV-Produktionen in Kooperation mit BBC und dem australischen Pendant ABC findet ihr auf seiner Website.

Astro Tours

Eine ganze Reihe inspirierender Begegnungen runden unsere Zeit in Broome ab. In der Bibliothek lauschen wir dem fesselnden Vortrag des Neuseeländers Jeremy Scott, der in 2,5 Jahren von London nach Auckland geradelt ist dank einer Herz-OP, die ihm als Vierjähriger das Leben rettete. Am Town Beach lernen wir eine vierköpfige Familie aus Sydney kennen, die gerade ein Jahr lang mit einem Segelschiff Australien umrundet, das sie in Malaysia gekauft haben. Das Homeschooling laufe so lálá. In der Bib sehen wir immer wieder Familien beim Homeschooling. So zum Beispiel eine Familie aus Melbourne, die mit vier Kindern und sechs Fahrrädern in einem Pop-up-Campertrailer unterwegs ist und die wir bereits im Kakadu-Nationalpark kennen gelernt haben. Auf unserem Caravan Park scheinen viele Australier in ihren Wohnwagen zu wohnen und – zumindest zeitweise - in Broome zu arbeiten. Nach etlichen Begegnungen stellen wir fest: „Work and Travel“ machen hier nicht nur deutsche Abiturienten, sondern ist der Lebensstil vieler Aussies.


Und hier noch ein paar weitere Impressionen:

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