„Most corrugated road ever“ oder wahlweise auch „interesting“, so beschreiben Reisende in der App WikiCamps den Zustand der unbefestigten Zufahrtsstraße in den Purnululu Nationalpark. Na das klingt ja vielversprechend, gerade nach unseren noch frischen Erfahrungen mit platten Reifen auf der Gibb River Road... Und tatsächlich - die Fahrt ist die reinste Rüttelpartie über krasse Bodenwellen („corrugations“). Zweimal löst sich eine Schraube an der Mittelkonsole, sodass die Radioeinheit herumhopst. Das Schild „Grader ahead“ (Planierfahrzeug voraus) will wohl Mut machen oder belustigen, denn nirgends ist ein solches Fahrzeug oder Spuren seiner Arbeit zu sehen. Wir halten immer mal wieder an, um nach den Reifen zu sehen. Alles gut. Zwei bis drei Stunden soll man laut Hinweistafel für die 53 Kilometer einplanen. Wir brauchen 2 Stunden und 20 Minuten. Geschafft!

An ocker-schwarz-gestreifte Bienenstöcke erinnern die runden Kuppen der Sandsteinformationen, die den Süden des Nationalparks übersäen. Die Felsen der Bungle Bungle Range, deren orangene Farbe durch Eisenoxid-Ablagerungen verursacht wird, sind bis zu 200 Meter hoch. Die ausgetrockneten Flussbetten mit feinstem weißen Sand geben uns das Gefühl, geradewegs zum Strand zu laufen - dabei ist das Meer über 200 Kilometer entfernt. In der Cathedral Gorge weht eine angenehme kühle Brise und das riesige Amphitheater am Ende der Schlucht bietet ein tolles Echo, das die Flügelschläge einer Krähe wie magisch verstärkt.

Auch beim Bushcamping sammeln wir neue Erfahrungen. Auf dem Warandi Campingplatz gibt es zwar unbehandeltes Wasser, aber keine Duschen und so kommt erstmals unsere Campingdusche und das Privacy Tent zum Einsatz. Wir sind begeistert. Schon um 4:30 Uhr klingelt der Wecker, da wir die frühen Morgenstunden zum Wandern nutzen und so der Gluthitze zumindest ansatzweise entrinnen wollen. Am Visitor Center zieht eine riesige Windhose nur wenige Meter entfernt von uns vorbei, die sich in Luft auflöst, sobald sie die ersten Büsche berührt.

Je tiefer wir in die Mini Palms Gorge wandern, desto grüner wird es – immer mehr Palmen und Eukalyptusbäume säumen die Ränder der Schlucht. Am Ende des Wegs gibt ein Aussichtspunkt den Blick auf einen Höhleneingang frei. Hier lernen wir ein deutsch-spanisches Paar kennen, die gerade – trotz ausdrücklichem Verbot – aus der Höhle geklettert kommen und uns begeistert ihre Fotos von dort zeigen, nachdem sie erleichtert festgestellt haben, dass wir auch Backpacker sind. Die beiden haben sich auf der Reise kennen gelernt, sind deshalb witzigerweise mit zwei Fahrzeugen unterwegs und wollen dauerhaft nach Australien auswandern. Da wir gegen Ende der Saison unterwegs sind und wenig los ist im Nationalpark, treffen wir immer wieder dieselben Backpacker in den verschiedenen Schluchten. So den zähen Israeli, der keine Wanderung auslässt und selbst mittags stundenlang durch die sengende Hitze marschiert, den Deutschen mit australischem Akzent, der die Himmelsfärbung nach dem Sonnenuntergang viel spannender findet als den Sonnenuntergang selbst und ein quirliges französisches Paar, die sich nicht ohne ihre Fliegennetze aus dem Zelt trauen.

„Holy Moly!“ ruft ein kleiner Junge staunend. Die Echidna Chasm ist wirklich beeindruckend, wie sie sich als immer enger werdende Felsspalte durch den Sandstein zieht. Gegen 11 Uhr steht die Sonne im perfekten Winkel und bringt die rötlichen Wände der Schlucht zum Leuchten. Auch hier hat ein Bower Bird ein Nest errichtet aus allerlei hellen Materialien, die die Schlucht so hergibt.

Zum krönenden Abschluss beobachten wir vom Kunkalanayi Lookout aus einen spektakulären Sonnenuntergang, während hinter uns die Bungle Bungles in dunkelrotes Licht getaucht werden.

Am nächsten Tag ziehen wir weiter. Die Rückfahrt ist viel „smoother“, da wir Vertrauen in die neuen Reifen gefasst haben und der Paji die Bodenwellen bei höheren Geschwindigkeiten um die 70 bis 80 km/h zu überfliegen scheint. Wir brauchen diesmal nur eine Stunde und 20 Minuten. Reifen intakt. Tschakka!

Und hier noch ein paar weitere Impressionen: