Als wir aus dem Kakadu Nationalpark nach Palmerston zurückkehren, ist es fast so, als kämen wir nach Hause: bekannte Häuser, bekannte Gesichter, bekannte Haustiere. Tim fängt uns auf der Straße ab und fragt, ob wir am Wochenende nicht Lust auf Housesitting bei ihnen hätten, da sie verreisen und jemanden bräuchten, der sich um die Tiere kümmert. Unser Plan war eigentlich, am Freitag weiterzureisen, aber da wir ja Zeit haben und Tim uns so toll mit dem Paji geholfen hat, sagen wir zu. Woraufhin er uns einen selbst geangelten Barramundi aus seiner Tiefkühltruhe schenkt und wir Dörte zum Fischessen einladen.

Zunächst wohnen wir ein paar Tage in Dörtes Zimmer, deren Haus ansonsten ausgebucht ist und die gerade selbst bei Freunden in der Nähe Housesitting macht. Housesitting ist hier nämlich keine Seltenheit, da die meisten Australier Haustiere haben und gerne reisen. Dörte kümmert sich um ein Baby-Possum, das ihre Freunde gefunden haben und selbst aufziehen. Wir dürfen sogar seine Bekanntschaft machen und es mit Birnen- und Traubenstückchen füttern. So niedlich!

Wir kümmern uns in der Zeit wieder um Dörtes Katzen Max und Tipsy, von Tim liebevoll Fatso und Psycho genannt, und arbeiten in der örtlichen, top ausgestatteten Bibliothek an unserem Reiseblog. Unsere Mitbewohner sind viel herum gekommen: Die Neuseeländer Gray und Karen haben über zehn Jahre in Singapur gelebt und bringen gerade ihren Katamaran in Schuss, den sie von Malaysia an die australische Ostküste überführen, wo sie zurzeit ein Haus planen. Jim aus Perth, der eigentlich in Thailand lebt und gerade zum Geldverdienen für ein paar Wochen ins Heimatland zurückgekehrt ist, kutschiert in 12-Stunden-Nachtschichten Navy-Soldaten mit einer Fähre umher.

Nicht im Ernst?! Als wir am Freitagmorgen einkaufen fahren wollen, ist das Schloss am Paji geknackt. Wir sind fassungslos - zumal wir nur wenige Meter entfernt bei offenem Fenster geschlafen haben, ohne etwas gehört zu haben. Und zumal der Geländewagen des Backpackers Alex seit neun Monaten vor Dörtes Grundstück an der Straße steht, mit intaktem Schloss. Zum Glück hatten wir keine Wertsachen im Fahrzeug gelassen und außer einer Power Bank scheint nichts zu fehlen. Dörte ist genauso geschockt wie wir, so etwas ist ihr in 15 Jahren in der Straße nicht zu Ohren gekommen. Karen und Gray raten uns, den Vorfall der Polizei zu melden. Die Nachbarn von nebenan vermuten, dass die Täter Kinder auf der Suche nach Münzgeld waren, weshalb wir am besten immer den Aschenbecher offen und leer lassen sollten. Jim mutmaßt, es müsse sich hier um einen „white fellow“ handeln, denn ein „black fellow“ hätte kein entsprechendes Werkzeug dabei gehabt. Bei der Gelegenheit empfiehlt er Max, auf unserem Road Trip am besten immer ein großes Messer dabei zu haben und es offen erkennbar zu tragen – wir hätten ja keine Ahnung... Wie dem auch sei, die Chose kostet uns 250 Dollar, da das Schloss komplett ausgetauscht werden muss. Außerdem bekommt der Paji eine Fake-Alarmanlage verpasst, sozusagen post-präventiv.

Am Abend zeigen uns Tim und Leanne ihr Heim und wie die Tiere gefüttert werden. Dann sitzen wir mit ihnen und einem Anglerfreund aus den USA zusammen, der zurzeit in Darwin stationiert ist und sich übers Wochenende Tims Boot ausleiht. Der Abend wird randvoll mit lustigen Angelanekdoten gefüllt. Später fährt der Anglerfreund die beiden zum Flughafen und wir haben das Haus für uns alleine. Wir nutzen das Wochenende, um unseren Blog live zu schalten und mit Artikeln zu füttern. Zwischendurch schwimmen wir eine Runde im Pool, verwöhnen die verschmuste Katze Misha und gehen mit den beiden Huskys Gassi. Iuki und Tiko sind davon so begeistert, dass sie uns wie Schlittenhunde in einem Affentempo durch die Straßen ziehen, vorbei an Zäunen, hinter denen uns gefühlte Horden von Hunden hinterher bellen und kläffen. Wie wir feststellen, hat fast jeder in der Nachbarschaft mindestens einen Hund. Vielleicht auch, um Autoknacker abzuschrecken?

Sonntagnacht kommt Tim zurück, während Leanne noch für ein paar Tage auf Dienstreise im Süden Australiens unterwegs ist. Wir warten noch immer auf unser Dachzelt und verbringen auf Tims Einladung hin ein paar sehr vergnügliche Schlemmerabende mit ihm. Wir bekochen ihn mit ursprünglich vegetarischen Gerichten wie Buchweizen mit Tofustreifen und gerösteten Süßkartoffeln mit Kirchererbsen und Sesamsauce, die er mit gegrilltem Barramundi abrundet. Zum Nachtisch gibt es von Anna gebackenen Blaubeerkuchen, von Tim besorgte Donuts und eine Kostprobe seines „self-blended“ Portweins. Als wir mit einem Thick Chocolate Smoothie mit Avocado und Blattspinat aufwarten, ruft Tim prompt bei Dörte gegenüber an und fragt, ob sie uns dazu angestiftet hat, ihm einen „tree hugger“ Smoothie aufzutischen. Erst als die Gläser leer sind, erfahren wir, dass er den Smoothie auch sehr lecker fand. Tims Lebensmotto ist übrigens „Life is not a dress rehearsal“ - Das Leben ist keine Generalprobe.

Und hier noch ein paar weitere Impressionen: