Kakadu Nationalpark – Felskunst, Krokodile und Papageien

Australien
Vom natürlichen Infinity-Pool Gunlom genießen wir nach einer steilen Kletterwanderung einen spektakulären Ausblick über die Weiten des Kakadu Nationalparks, der eine Fläche von etwa 100 mal 200 Kilometern umfasst. Damit ist er so groß wie Israel, wie wir ein paar Nationalparks später von einem Israeli erfahren werden. Lediglich die von drei jungen Australierinnen fabrizierte Geräuschkulisse, die im Naturpool Bier trinken, Musik aufgedreht haben und ab und an rülpsen, stört das majestätische Flair.


Zum Wasserloch Maguk wandern wir durch Monsunwald, über Sandwege und entlang eines Flusses mit Krokodil-Warnschildern. Dann eröffnet sich uns ein traumhaftes Felsbecken mit klarem Wasser, das ringsum von rot-braunen Felsen, einem Wasserfall und sattgrünem Tropenwald eingeschlossen ist - unsere bisher schönste Naturbadestelle. Ein Vater und sein vielleicht 10-jähriger Sohn übertrumpfen sich gegenseitig im Klippenspringen aus beachtlichen Höhen, wodurch sich auch Max animiert fühlt, von einem 4-5 Meter hohen Felsen zu springen.


Schwipp schwapp… Mit seinem „Bellwave“-Manöver verursacht unser Guide und Bootsführer Ruben Wellen, um das Krokodil zu animieren, nach Fischen zu schnappen. Das Croc hat aber gerade keine Lust und lässt sich lieber auf den Wellen treiben. Wir sind auf dem Yellow Water Billabong unterwegs. Ruben, der sowohl britische als auch indigene Vorfahren hat, nimmt uns mit auf einen Streifzug durch die hiesige Tier- und Pflanzenwelt und die Kultur der Aborigines. Und das in einem einzigen, 90-minütgen Redeschwall. Wir sehen unzählige Vögel – blaue Kingfisher, Seeadler, Milane, Ibisse – und natürlich Leistenkrokodile. Besonders haben es uns die Jacanas angetan, die über Seerosenblätter laufen können und bei denen der Vatervogel auf die winzigen, flauschigen Küken aufpasst.


Jede Menge Leistenkrokodile beobachten wir am Cahill‘s Crossing. An der Flussquerung lassen sich die Crocs die bei Flut landeinwärts strömenden Fische ins Maul spülen. Ab und zu lässt sich ein Krokodil über die Furtstraße treiben, auf der ein paar lebensmüde Angler wadentief im trüben Wasser stehen – und sich damit alles andere als „crocwise“ verhalten. Der englische Name „saltwater crocodile (salty)“ ist übrigens irreführend, da sie auch bestens im Süßwasser klarkommen. Max unterhält sich hier mit dem Doppelgänger von Jürgen Klopp, den wir schon im Litchfield Nationalpark gesehen haben und am Folgeabend auf dem Mindil Beach Market in Darwin wiedersehen werden. It‘s a small territory...


Uralte Felskunst der Aborigines bestaunen wir an den Felsen von Ubirr und Nourlangie. Die Ocker-Zeichnungen sind vor bis zu 50.000 Jahren entstanden und stellen beliebte Beutetiere wie Barramundis, Schildkröten und Kängurus, aber auch Figuren aus Legenden dar. Teilweise dienten sie quasi als Schultafel, um Kindern anhand einer Geschichte beizubringen, sich vor Krokodilen in Acht zu nehmen. Ein Ranger führt uns in das Clansystem der Aborigines ein mit komplizierten Vorschriften darüber, wer mit wem sprechen und wen heiraten darf. Es wird deutlich, wie wichtig den Aborigines ihre Kultur, die Identifikation mit ihrem Clan und der Besitz sowie die Generationen-übergreifende Weitergabe von Land ist.


Jim Jim heißt „viel Wasser“, wie wir von Ruben wissen. So viel, dass man die Jim Jim Falls in der Regenzeit nur aus der Luft sehen kann. Da gerade Trockenzeit ist, sind sie jedoch höchstens - mit viel gutem Willen - ein Tröpfchen-Fall. Die idyllische Wanderung entlang eines Krokodilflusses, die in einer Kletterpartie endet, lohnt sich trotzdem: Uns empfangen eindrucksvolle, steil abfallende Felswände, Strände mit feinstem weißen Sand und eiskaltes, klares Wasser. Wir begnügen uns mit ein wenig Plantschen, da wir anfangs ganz alleine sind und auf den Hinweisschildern steht, dass jederzeit aggressive Krokodile in die Gewässer gelangen können. You never know…


Unsere Favoriten unter den exotischen Ortsnamen sind der Aussichtspunkt „Bukbukluk Lookout“ und der „Bardedjilidji Walk“, eine Wanderung vorbei an imposanten Felsformationen, die wie gestapelte Pfannkuchen aussehen.

Bei den Campingsplätzen reicht die Palette vom einfachen Bushcamping bis hin zu luxuriösen Resorts mit Pool. Auf den ultimativen Backpacker-Camping-Hack weist uns Ruben explizit hin: In der Gagaju Lodge Cooinda stehen Pool sowie Anlagen inklusive Gasgrills allen Parkbesuchern kostenlos zur Verfügung, auch wenn man nicht in der teuren Lodge logiert. Zum Glück gibt es nur ein paar Kilometer weiter den Jim Jim Billabong Campground und so kommen wir zwei Tage in den Genuss der Lodge-Infrastruktur zu Bushcamping-Preisen – und treffen am Pool unsere Backpacker-Mitcamper wieder. Am besten gefällt uns der kreisförmig angelegte Kakadu Lodge Caravan Park in Jabiru, wo wir morgens den Pool mit Sonnensegel für uns alleine haben und es von weißen Papageien (Little Corella) nur so wimmelt. Hier kommt uns übrigens die Idee für den Blognamen „Hi Papagei“.


Fazit & Learnings

  • Wir waren 8 Tage im Nationalpark, weil wir ohnehin auf die Lieferung unseres Dachzelts gewartet haben. 3-5 Tage sollte man in der Trockenzeit schon einplanen, da die Distanzen zwischen den einzelnen Punkten nicht zu unterschätzen sind.
  • Unsere Highlights waren das Wasserloch Maguk, die Wanderung zu den Jim Jim Falls, die Felskunst von Ubirr, die Yellow Water Cruise sowie die Krokodile am Cahill‘s Crossing bei Flut.
  • Nur mit Geländewagen gelangt man zu den Wasserfällen und -löchern im Süden des Parks. Die Twin Falls konnten wir nicht erreichen, da der Paji keinen Schnorchel hat und der Wasserstand in den Furten bei 80 Zentimetern war. Ideal ist also ein Geländewagen mit Schnorchel.
  • Es gibt eine Reihe sehr empfehlenswerter „ranger-guided“ Aktivitäten wie Felskunstführungen und Vorträge zur Tierwelt, die im Eintrittspreis von 40 Dollar enthalten sind.
  • Den Pool der Gagaju Lodge Cooinda sollte man sich nicht entgehen lassen. :)

Und hier noch ein paar weitere Impressionen:

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