Let‘s hit the road! Den Auftakt unseres Road Trips durch Australien markiert ein Abstecher in den Litchfield Nationalpark, der nur anderthalb Fahrtstunden südlich von Darwin liegt - für australische Verhältnisse quasi nebenan. Schon nach wenigen Kilometern umgibt uns Niemandsland und wir haben den Stuart Highway fast für uns alleine.

Was wie ein episches Schlachtfeld mit hunderten von grauen Grabsteinen anmutet, sind tatsächlich Termitenhügel, die wie Kompassnadeln in perfekter Nord-Süd-Richtung ausgerichtet sind, sodass die Temperaturen darin optimal geregelt sind. Das Naturphänomen wird daher hier im Litchfield Nationalpark als magnetischer Termitenhügel bezeichnet. Abgesehen davon fasziniert uns auch schon der Anblick der vielen, teils riesigen „normalen“ Termitenhügel, die hier im Norden Australiens überall zu finden sind.

Unsere Premiere im australischen Bushcamping erleben wir im Florence Falls Old 4WD Campground. Weil unser Dachzelt noch auf dem Weg quer über den australischen Kontinent ist, müssen wir uns fürs erste mit unserem ultraleichten Trekking-Zelt begnügen. Da es ein Ding der Unmöglichkeit ist, das Zelt mit Heringen im roten, steinigen Boden zu fixieren, behelfen wir uns einiger Steinbrocken und unserem Paji zur Befestigung. Als das Camp steht, kühlen wir uns im idyllischen Naturpool der Florence Falls ab. Abends testen wir unsere ThermaCell zur Abwehr von Moskitos, in der von einer kleinen Flamme blaue, behandelte Plättchen geruchslos erwärmt werden. Sie scheint zu wirken, jedenfalls bleiben wir von Moskitos verschont und schlafen überraschend gut und gemütlich in unserm Zelt. Nervig sind tagsüber jedoch die Fliegen, die einen gerne mal umschwärmen und mit besonderer Vorliebe im Gesicht landen. Aber auch hierfür werden wir bald eine Abhilfe finden.

Wer es liebt, in kristallklaren Felsbecken neben Wasserfällen zu schwimmen, ist in Litchfield goldrichtig. Vermutlich ist das neben der kürzeren Fahrtzeit auch der Grund, weshalb der Nationalpark bei den Bewohnern des Territory beliebter ist als der bekannte Kakadu Nationalpark. So sagt man hier „Lichtfield-do, Kaka-don‘t”, wie wir von Tim erfahren. Viele der Wasserlöcher sind leicht zugänglich, andere nur durch eine Wanderung zu erreichen. Da in der Gegend gefährliche Leistenkrokodile leben, gibt es regelmäßige Krokodil-Kontrollen in den Zonen, die zum Schwimmen freigegeben sind (so genannte „croc patrols“). Wir sind begeistert von den vielfältigen Wasserfällen:
- Am Buley Rockhole fällt das Wasser eine Reihe von Becken hinab. Auf dem Wanderweg finden wir auch schon einen erfrischenden, kleinen Wasserfall, der gar keinen Namen zu haben scheint.
- Die Tomer Falls bieten einen spektakulären Ausblick, auch auf die Tabletop Range und die Weiten der Wälder. Da in den angrenzenden Höhlen eine seltene Fledermausart lebt, ist Schwimmen allerdings nicht erlaubt.
- Zu den Cascades wandern wir entlang eines munter dahinplätschernden Baches.
- Unser Favorit sind die Wangi Falls, ein doppelter Wasserfall vor in der Abenddämmerung orange-rötlich glimmenden Felsen, über denen schwarze und weiße Papageien kreisen und krakelen. Hier ist allerdings auch am meisten los.

„Please do not feed the wildlife“. Als wir in der Abenddämmerung mit unseren Camping-Kochern kochen, sehen wir zwei süße Wallabys auf Nahrungssuche durchs Unterholz hüpfen. Wir hätten sie zu gerne mit etwas Essbarem angelockt, halten uns aber an die Vorschrift. Später flattern scharenweise Flughunde mit ihren Rufen durch die Dämmerung, bevor sich uns ein sternenklarer Nachthimmel samt Milchstraße präsentiert. Als früh morgens wir auf die Anhöhen der Wangi Falls wandern, treffen wir die Flughunde wieder an: jetzt hängen sie schlafend in den Bäumen, wo sie sich ab und zu kühle Luft zu fächern und unablässig vor sich hin brabbeln. Im Sumpfgebiet des Tabletop Swamp beobachten wir flinke Vögel, die sich auf Beutejagd ins Wasser stürzen und blitzschnell wieder auftauchen.

Zur Lost City fahren wir erstmals mit dem Paji eine Allrad-Strecke (4WD track), die sich sandig durch die Wildnis windet. Trotz ihres Namens sind die Felsformationen nicht von Menschenhand erschaffen sondern ein uraltes Naturphänomen. Wir lernen hier gut gelaunte Reisende aus Tasmanien kennen, die wir ein paar Tage später an einer heißen Quelle zufällig wieder treffen werden.

Fazit & Reisetipps
Sollte es euch mal ins australische Top End verschlagen, dann können wir den Litchfield Nationalpark wärmstens empfehlen, besonders zum Schwimmen und Buschwandern. Unsere Highlighs waren die Tolmer Falls (zum Staunen), die Wangi Falls (zum Schwimmen) und der Wangi Fall Loop Walk (zum Wandern). Hier noch ein paar praktische Hinweise:
- Geländewagen nicht zwingend erforderlich (im Gegensatz zu Kakadu)
- 2,5 Tage waren ausreichend um alles zu erkunden
- Mit Bodenzelt besser den Campingplatz an den Wangi Falls ansteuern als den an den Florence Falls wegen steinigem Boden
- ThermaCell hilfreich gegen Moskitos, Fliegennetze hilfreich gegen Fliegen (legen wir uns erst im Kakadu Nationalpark zu)
- Grundsätzlich am besten vor oder mit Sonnenaufgang aufstehen und die frühen Morgenstunden zum Wandern nutzen, da es später zu heiß ist
- Nach gefährlichen Leistenkrokodilen, brabbelnden Flughunden und süßen Wallabys Ausschau halten
Und hier noch ein paar weitere Impressionen: