Bevor wir mit unserem frisch erstandenen Paji das Outback unsicher machen, bringen wir ihn auf Vordermann und komplettieren unsere Campingausstattung. Wir starten mit einer Grundreinigung, besorgen zwei neue Geländereifen und vereinbaren einen Termin zur Inspektion. Man weiß ja nie. Unser Plan ist es, das Fahrzeug zu einer ausklappbaren Wohnung umzufunktionieren – mit einem Dachzelt als Schlafzimmer und einer Markise als Wohnzimmer. Schließlich ist es unser erstes Eigenheim. Dachzelt und Markise bestellen wir telefonisch beim „4WD Supacenter“ von der Marke Adventure King, da die Ausrüstungsgeschäfte in Darwin nur die teuren Marken vorrätig haben und wir hunderte von Dollars sparen können. Ob sich die in Aussicht gestellte Lieferdauer von etwa einer Woche bewahrheiten wird, wird sich zeigen. Das aus Sydney gelieferte Dachzelt muss immerhin 4.400 Kilometer quer über den Kontinent in einem Road Train zurücklegen.

Bei der Inventur der vorhandenen Ausrüstung finden wir neben allerlei Nützlichem wie Wasserkanistern, Campingstühlen, Aufbewahrungsboxen und Werkzeug einige lustige Accessoires, die sich gut für eine Bad Taste Party eignen würden: witziger Fuchsschwanz, schrille Sonnenbrille und Klamotten mit Leopardenmuster. Außerdem stoßen wir auf ein paar Dinge, die man als Australienreisender gut gebrauchen kann wie ein Bodyboard, ein Floß aus Schwimmnudeln und einen Wasserkocher mit 12 Volt Anschluss.

Als zusätzliche Ausstattung besorgen wir einen gebrauchten 3-Wege-Kühlschrank, der praktischerweise mit Gas, 12 Volt und 240 Volt betrieben werden kann. Der nette Vorbesitzer Alex schenkt uns dazu noch ein aufklappbares Minizelt, das wir zusammen mit unserer Campingdusche als Duschkabine verwenden können. Wir komplettieren die Küchenutensilien und besorgen Yogamatten, plüschige Gurtpolster und Lichterketten zur Beleuchtung von Kofferraum, Dachzelt und Markise - keine Angst, bei über 30 Grad kommt trotz Lichterkette keine Weihnachtsstimmung auf. Als nützlich erweisen würden sich außerdem eine Kassette mit AUX-Anschluss fürs Handy und eine ThermaCell zur Abwehr von Moskitos. Fündig werden wir auf unserer Shoppingtour beim Baumarkt Bunnings, dem günstigen Allzweckladen Kmart, dem Automobilausstatter AutoBarn und einer Reihe von Campingausstattern. Letztere führen ein sagenhaftes Sortiment an Angelausrüstung, was die Leidenschaft vieler Australier ist, und Camping World verkauft zu unserer Verwunderung gebrauchte Militärausrüstung wie Munitionskisten. An einem Samstagmorgen ist der Paji vollständig bestückt und wir wollen gerade Richtung Litchfield Nationalpark aufbrechen. Doch es kommt anders...

"Do you need a hand with the vehicle?“ Der nette Nachbar Tim, der die Fahrzeugsuche schon vorher interessiert verfolgt hat, begutachtet neugierig unser Fahrzeug. Nach kurzer Zeit stehen wir über den Motor gebeugt da und er gibt Tipps, was man alles machen könnte: Motorraum putzen, Öl wechseln, alle möglichen Flüssigkeiten überprüfen und austauschen… Unser Inspektionstermin ist allerdings erst in fünf Tagen und wir haben keine Ahnung von diesen Dingen. Tim scheint es geradezu in den Fingern zu jucken, unseren alten Paji auf Vordermann zu bringen und wir erfahren, dass er über 20 Jahre lang als Mechaniker für die australische Air Force gearbeitet hat. Kurz darauf putzen Anna und Tim den Motorraum, während Tims Bruder Dan und Max Motoröl und alle möglichen Flüssigkeiten besorgen: Getriebeöl, Verteilergetriebeöl, Vorder- und Hinterdifferentialöl, Ölfilter, Benzinfilter und Kühlerflüssigkeit. Die nächsten eineinhalb Tage verbringen Tim und Max die meiste Zeit unter dem Geländewagen (zum Glück bietet der Paji so viel Bodenfreiheit), wechseln Flüssigkeiten und Filter und dichten alle Schrauben mit Teflon-Band ab. Nun leckt auch die Getriebeschraube nicht mehr. Danach putzen wir das Auto noch gründlich von unten, um wie Tim sagt, mögliche Schäden oder Lecks aufzudecken. Wir haben das Gefühl, dass es ihm zudem einfach Spaß macht. Der Benzin-Geruch in Max Haaren wird uns noch ein paar Tage an die Schrauber-Aktion erinnern.

Die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Australier hatten wir schon kennen gelernt, aber Tims Hilfsbereitschaft übertrifft einfach alles. Für ein entsprechendes Werkstatt-Programm hätten wir tief in die Tasche greifen müssen und da Max gleichzeitig so viel über das Fahrzeug gelernt hat, sind wir ihm doppelt dankbar. Wir revanchieren uns mit einem guten Scotch und Bier und verbringen einen sehr netten Abend mit Tim und seiner Frau Leanne. Die beiden geben uns jede Menge Reisetipps für die Gibb River Road und wir hören spannende Geschichten über Tims Kindheit in Papua-Neuguinea.

Bevor es in den Nationalpark geht, hier noch ein paar Vorher-Nachher-Fotos vom Paji.