Für unseren Traum, Australien auf einem Road Trip zu erkunden, brauchen wir zunächst mal ein Fahrzeug. Da wir mehrere Monate unterwegs sein wollen, lohnt sich ein Autokauf im Gegensatz zu den vergleichsweise hohen Fahrzeugmieten. In Darwin angekommen und den Jetlag überwunden, machen wir uns also auf die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug. Sofort fällt uns auf, dass hier im Norden Australiens Geländewagen sehr beliebt sind. Auch Traveller sieht man eher in Geländewagen als in Campervans.

Zwischen Palmerston und Darwin reihen sich die Gebrauchtwagenhändler am Stuart Highway. Die Preise sind im Vergleich zu Privatanbietern aber recht hoch für gleichartige Fahrzeuge. Privatanbieter findet man am besten über die Internetplattform Gumtree - quasi das Ebay-Kleinanzeigen Australiens – und Facebook Gruppen wie “Buy Swap and Sell Darwin” oder auch „Backpackers Darwin“. Zudem werden direkt am Stuart Highway jedes Wochenende zum Verkauf stehende Fahrzeuge abgestellt mit Informationen wie Kilometerstand, Preis und Telefonnummer.

In den Facebook-Gruppen finden wir die besten Angebote. Die Fahrzeuge werden meist von Backpackern angeboten, die ihren Road Trip gerade beendet haben. Meistens kosten sie nur um die 5.000 australische Dollar, haben dafür aber mindestens 200.000 Kilometer auf dem Tacho, brauchen neue Reifen oder ähnliches und sehen schon mehr oder weniger „abgewohnt“ aus. Andererseits muss man mindestens 10.000 Dollar mehr ausgeben für ein Fahrzeug, das jünger als 10 Jahre und weniger als 200.000 Kilometer gefahren ist. Übrigens scheinen hohe Tachostände hier die Regel zu sein. Dörte (unsere super nette AirBnB Gastgeberin) und ihre Nachbarn fahren Fahrzeuge, die ebenfalls weit über 200.000 Kilometer gelaufen sind und trotzdem noch gut und sicher fahren.

Das erste Allrad-Fahrzeug, das wir uns anschauen, wird in einer Facebook-Gruppe zu einem guten Preis angeboten. Wir treffen den ca. 20 Jahre jungen Josh aus Liverpool, um seinen gleichaltrigen Subaru Outback mit Dachzelt zu besichtigen. Josh ist ein fröhliches Kerlchen, klettert beruflich auf Bäume und freut sich schon darauf, bald wieder von Mama bekocht zu werden. Um sich den Rückflug leisten zu können, muss er allerdings in den nächsten Tagen den Subaru verkaufen („I’m desperate to sell it“). So nett Josh auch ist, das Auto ist total staubig und verdreckt, springt aber immerhin an und wir sehen zum ersten Mal ein Dachzelt in Aktion. Da wir noch mehrere Termine für Fahrzeugbesichtigungen vereinbart haben und erst einmal ein Gefühl für den Markt bekommen wollen, können wir ihm jedoch noch keine Rückmeldung geben. Da Josh es offenbar sehr eilig mit dem Verkauf hat, fängt er am nächsten Tag an, sich per SMS selbst herunter zu handeln: Von 4.500 auf 4.000, dann auf 3.000 und schließlich auf 2.500 Dollar. Das wäre rein finanziell wahrscheinlich ein super Deal gewesen. Allerdings stellt sich im Laufe der Kommunikation auch heraus, dass das Auto schon seit drei Monaten keine Zulassung mehr hat (und er in dieser Zeit munter damit durchs Land gereist ist). Seine Aussage “Backpackers don’t pay fines, they just leave the country” motiviert uns ebenfalls nicht, dass Risiko einzugehen, ein Auto mit Strafzetteln und möglicherweise versteckten Mängeln zu kaufen. Ausstehene Strafzettel und -gebühren laufen in Australien nämlich auf die Zulassung (rego) und gehen bei einem Verkauf auf den neuen Besitzer über.

Zum Glück finden wir noch andere Fahrzeuge auf dem Markt wie den Allrad-Van der Studentin Alicia, den blank polierten Campervan des Dänen Dennis und einige Toyota LandCruiser, die hier im Northern Territory beliebte Geländewagen sind.

Unseren Favoriten finden wir auf Facebook. Es handelt sich um den vielversprechenden Mazda Tribute der Franzosen Julie und Arno mit Dachzelt, gut organisiertem Innenraum, Kühlschrank, der mit Gas läuft und Campingausrüstung in gutem Zustand. Die Probefahrt ist auch gut und das Auto sogar sauber. Wir sind uns ziemlich schnell einig, dass wir Julies Auto kaufen möchten. Kurz nach der Besichtigung sagen wir ihr zu und vereinbaren, es nach der Inspektion, die Julie am Nachmittag noch machen lässt, entgegenzunehmen. Glücklich und erleichtert, nach den mittlerweile circa 15 Fahrzeugbesichtigungen endlich fündig geworden zu sein , warten wir auf Julies Anruf. Zwei Stunden verstreichen. Dann drei. Langsam werden wir nervös. Wir schreiben Julie und es vergehen weitere zwei Stunden bis uns dämmert, dass hier etwas nicht stimmt. Hat es Probleme bei der Inspektion gegeben? Hat jemand anderes mehr geboten? Am späten Nachmittag schreibt uns Julie, dass ein Freund aus Frankreich nun doch ihren Mazda kaufen wolle und sie ihm leider nicht absagen könne. Es tue ihr sehr leid.

Was jetzt? Wir sind enttäuscht und frustriert. Wir haben bereits den gesamten Backpacker Automarkt abgegrast und Julies Auto war die beste Alternative. Noch einmal gehen wir die Fahrzeuge durch, die wir uns in den letzten Tagen angeschaut haben. Wenn wir auf Marlens Mitsubishi Pajero ein Dachzelt montieren und einen Kühlschrank kaufen würden, hätten wir sogar eine noch bessere Version unseres Reisemobils. Es wäre etwas höher, was gut ist für Offroad-Strecken, und größer. Hochmotiviert rufen wir Marlen an. Sie freut sich total. Noch heute Abend könnten wir den Pajero am Flughafen übernehmen, nachdem sie ihre Freundin Nele und wir unseren Mietwagen dort abgeliefert haben. Eine halbe Stunde später treffen wir uns dort. Das Happy End unserer Odyssee scheint perfekt, abgerundet durch einen traumhaften Sonnenuntergang - bis Max unter das Fahrzeug schaut: Ein Ölleck am Getriebe… Wir sagen Marlen bis auf weiteres ab und fahren enttäuscht nach Hause. Zwei verpatzte Autokäufe an einem Tag – das ist mal eine besondere Erfahrung.

Dörte kann uns beruhigen, da für sie das Leck auf dem Handyfoto nur halb so wild aussieht. Das Öl sei nur um die Schraube verteilt, welche wahrscheinlich undicht sei. Am nächsten Tag sehen wir das Ganze auch entspannter, sagen Marlen endgültig zu und übernehmen am Nachmittag den Pajero. Geschafft - eine Woche nach unserer Ankunft in Australien besitzen wir ein Fahrzeug für unseren Road Trip. Ursprünglich schwebte uns zwar ein Campervan vor, aber die begeisterten Berichte der Backpacker von einsamen Stränden, die nur über Offroad-Pisten zu erreichen sind und von erlebnisreichen Erkundungen diverser Nationalparks in Western Australia überzeugte uns, dass ein Geländewagen für unser Vorhaben die bessere Wahl ist.

Unser Paji ist übrigens ein 20 Jahre alter Geländewagen mit sage und schreibe 324.000 Kilometern auf dem Tacho. Wie wir ihn auf Vordermann gebracht und unsere Campingausrüstung komplettiert haben, beschreiben wir im nächsten Blogartikel.

Ein weiteres Highlight unserer Fahrzeugsuche wollen wir euch nicht vorenthalten: Der Toyota Hiace Campervan des Autovermieters Travellers Autobarn, der aus der Flotte der Mietfahrzeuge verkauft werden soll. Ein Schnäppchen, nur 15.000 Dollar. Der Verkäufer ist super nett und führt uns durch das Fahrzeug, das noch einmal komplett überholt werden soll. Er sieht einen Steinschlag auf der Windschutzscheibe, schlägt drauf und promt hat die Scheibe einen halben Meter langen Riss - „die wird auch ausgetauscht“. Was uns letztendlich abschreckt, ist die Kombination aus Preis und Kilometerstand. Beides ist zu hoch. 15.000 Dollar für einen Campervan mit über 650.000 Kilometern (!) ist einfach zu viel. Das ist einmal bis zum Mond und über die Hälfte der Strecke wieder zurück!
