Überraschend komfortabel empfinden wir unsere erste Fahrt in einem Flixbus, den wir in Mailand Richtung Norden nehmen, bis – was ist das für ein Vibrieren? - der Bus im Tessin einen Platten hat. Ein Weilchen warten wir auf dem Standstreifen, bis zwei Polizisten in Warnwesten uns Fahrgäste bitten, uns doch bitte nach ganz vorne links zu setzen. So eskortiert die Polizei den lahmen Flixbus bis zum nächsten Parkplatz. Während nebenan schicke Teslas Strom tanken, sieht der ramponierte Reifen unseres Busses aus als hätte er versucht, sich in Luft aufzulösen.

Irgendwann trifft ein Ersatzbus ein, der uns durch die grandiose Berg- und Seenlandschaft der Schweiz chauffiert, vorbei am Vierwaldstädter See und durch den 17 Kilometer langen Gotthard-Tunnel. Gut dass wir nicht im Tunnel den Platten hatten. Nur wie teilen wir unseren Freunden in Zürich die Verspätung mit? Wir reisen nämlich inzwischen ohne mobiles Internet. Anna bereits seit ihr Handy vor vier Monaten in Costa Rica gestohlen wurde und Max seit sein Smartphone in Kolumbien plötzlich den Geist aufgegeben hat. Aber wir sind ja nicht alleine auf dieser Welt: ein arabischer Mitreisender ist so nett, uns sein Handy für eine Nachricht zu leihen und die Tastatur auf lateinische Buchstaben zu ändern.

In Zürich sind Eva und Timo die ersten, die uns wieder auf europäischem Boden willkommen heißen. Sie sind im letzten Jahr in die Schweiz ausgewandert und wohnen inzwischen mit ihren drei Katzen nur wenige Minuten fußläufig vom Zürichsee entfernt. In der Schweiz hätte unser Reisebudget wohl kaum ein Jahr gereicht: das Abendessen im vegetarischen Buffetrestaurant Ruckzuck ist eine der teuersten Mahlzeiten unserer Reise. Dafür trumpft Zürich mit einer feinen Kulisse für unseren abendlichen Spaziergang durch den Lindenhof und die mittelalterlichen Straßen des Niederdorfs auf.

In nur sieben Minuten bewältigt die Braunwaldbahn 600 Höhenmeter. Von Braunwald aus wandern wir zu viert durch Alpenlandschaften à la Heidi: blühende Alpenwiesen vor tiefen Tälern, schneebedeckten Gipfeln und rauschen Wasserfällen. Selbst hier in den Bergen ist es noch über 30 Grad heiß, sodass die Abkühlung im Oberblebisee gerade richtig kommt. Der zulaufende Schmelzwasserbach und das Schneefeld direkt neben dem See sorgen dabei für eisig kaltes Wasser. Auch der Berglistüber Wasserfall profitiert von den gewaltigen Mengen Schmelzwasser, die mit Wucht in das Felsbecken hinabstürzen.

Am lauen Sommerabend grillen wir am Ufer des Zürichsees, wo viele Grüppchen um uns herum dasselbe tun. Absolute Stille herrscht hier dagegen am frühen Montagmorgen. Wir haben den See fast für uns alleine, als wir auf einem Steg Timo und Eva eine Yogastunde geben. Die nächste Reiseetappe wirft bereits ihre Schatten voraus. Wir schwimmen noch kurz eine Runde im „Zürisee“, bevor sich unsere Wege wieder trennen: Timo und Eva fahren zur Arbeit, wir nach elf Monaten zurück ins Heimatland.

Hallo Deutschland! Keine zwei Stunden dauert die Fahrt im ICE von Zürich nach Freiburg, wo wir von Max’ Nichten und Neffe bereits sehnlichst erwartet werden. Wir gehen in den Weinbergen spazieren und unternehmen einen Ausflug in den französischen Nachbarort Neuf-Brisach, wo wir ein tolles Street Art Museum im Gewölbekeller der Festung Vauban besuchen. Kerstin und Jens haben zu Forschungszwecken über ein Jahr auf einer Südseeinsel gelebt und so haben wir jede Menge Gesprächsstoff, was das Leben in den Tropen angeht und auch wie es ist, nach längerer Zeit wieder nach Deutschland zurückzukommen. Ansonsten stehen Eisessen, Schwimmen und Picknicken am Baggersee, Nintendo- und Gitarrespielen auf der Tagesordnung. Nach zwei Tagen möchten uns die Kinder gar nicht mehr gehen lassen. Selbst die Begründung, dass wir nach einem Jahr unsere Eltern mal wieder sehen möchten, zieht nicht...

Am 3. Juli erreichen wir dennoch Rheinhessen und schließen in Ingelheim unsere Eltern wieder in die Arme. Für gut eine Woche quartieren wir uns bei ihnen ein, während wir uns auf Wohnungssuche in Frankfurt begeben. Es geht überraschend fix: nachdem wir zwei Tage recherchiert und Termine angefragt haben, besichtigen wir an einem Nachmittag vier Wohnungen. Auf zwei davon bewerben wir uns - und bekommen für beide eine Zusage, sodass wir uns die schönere aussuchen können. Gleichzeitig stellen wir fest, dass wir uns erst wieder in Deutschland akklimatisieren müssen: als wir beim Italiener abends im Innenhof sitzen, frieren wir trotz unserer Jacken, während die anderen in der Runde im T-Shirt ganz entspannt dasitzen. Zwischendurch lernen wir zwei Babys kennen, die während unserer Abwesenheit im Freundeskreis zur Welt gekommen sind. Dann heißt es schon wieder Rucksäcke packen. Die Bahnfahrt in den Teutoburger Wald strecken wir über mehrere Tage und Etappen, um Freunde in Koblenz, Köln und Essen zu besuchen, bevor wir für einen Monat in die Yoga-Welt abtauchen...

Und hier noch ein paar weitere Impressionen: