“Wir sind Freunde, denkt dran,” meint unser Uber-Fahrer pfiffig, als wir auf dem Weg zum Flughafen von Medellín von der Polizei kontrolliert werden. Zweimal. Beim ersten Mal wird unser Gepäck inspiziert. Beim zweimal Mal wollen die Beamten von unserem Fahrer wissen, wo wir her seien. “Francia” meint der entspannt. Und als wir weiterfahren: “Wo kommt ihr eigentlich wirklich her?” Uber ist auch in Kolumbien nicht offiziell, aber alle nutzen es. Nettere Fahrer, bessere Autos und günstigere Preise lassen offizielle Taxis alt aussehen.

Als sich unser Flugzeug der Karibikküste nähert, sehen wir die gleißenden Blitze eines Gewitters ganz in der Nähe. Alle paar Sekunden erhellen sie den Himmel. Spektakulär! In Santa Marta ist es noch am Abend schwül-heiß bei 27 Grad. Wir haben uns für einen einstündigen Inlandsflug – und damit zum Glück gegen eine anstrengende Busfahrt von 16 Stunden (+x) – entschieden. Allerdings haben wir uns für die falsche Unterkunft entschieden: das Dreamer Hostel erweist sich als Partyhostel. Dröhnende Musik und 20-jährige Party People aus den USA halten uns bis nach Mitternacht wach. Morgens um 6 Uhr weckt uns Küchenlärm von nebenan, dann wird wieder die Musik aufgedreht. Ein junges Pärchen zieht sich zum Frühstück vor dem riesigen Flachbildschirm in der Lounge eine Netflix-Serie mit aggressiven Entführungsszenen rein. Es könnte so schön sein mit dem kühlen Pool, netten Garten und der modernen Aufmachung. Aber hier können wir nicht bleiben. Von wegen “Dreamer” Hostel...

Der Pool des Casa Mia Boutique Hotels ist winzig, aber dafür kann man nachts schlafen. Hier sind wir direkt im Herzen Santa Martas, wo die Einheimischen zur Frühstückszeit mit langen Stöcken Mangos von den Bäumen am Straßenrand ernten. Im Restaurant Lulo ist der Strom ausgefallen, weshalb es hier gerade nur Arepas gibt, die aber mit Salat und Grillaubergine köstlich schmecken. Während wir durch die Altstadt und entlang der Strandpromenade flanieren, sind überall fliegende Händler unterwegs und wollen Kaffee, Süßigkeiten, Fußballtrikots, Werkzeuge … an den Mann bringen. Vor lauter “non, gracias” kommen wir im Ouzo-Restaurant kaum zum Essen und ziehen schließlich von der netten Plaza de los Novios nach drinnen.

Das Dorf Minca liegt nur 20 Kilometer von Santa Marta entfernt in den Bergen, bietet aber bereits eine Abkühlung von der schwülen Hitze der Karibikküste. Die Sierra Nevada de Santa Marta ist mit Gipfeln von bis zu 5.775 Metern der höchste Küstengebirgszug der Welt. Unbefestigte Pfade winden sich steil durch die Wälder und halten die Einheimischen nicht davon ab, mit Motorrollern herumzudüsen. Der Pozo Azul bietet schließlich die ultimative Abkühlung mit seinem eiskalten Schwimmbecken. Einige Mutige springen neben dem Wasserfall ins Felsbecken, einer sogar von einem Baum in etwa acht Metern Höhe. Respekt!

Im Tayrona Nationalpark stoßen wir auf tiefblaue Schmetterlinge (Morphos) und Eidechsen mit bläulichen Schwänzen (Lagaritas), die uns aus Costa Rica bekannt vorkommen. Frei umherlaufende Pferde grasen neben einer Lagune mit rosa blühenden Schlingpflanzen. Bei einer Gruppe Indigener trinken wir eine Kokosnuss und löffeln das Kokosfleisch mit einem aus der Schale geschnitzten Kokoslöffel.

An der Playa Piscina lassen wir uns im Schatten einer Palme nieder und erfrischen uns im klaren Meer. Im Sand und besonders in der Brandung funkelt es golden – es scheint von winzigen Goldblättchen zu wimmeln. Haben die Konquistadoren am Ende das El Dolrado an der Karibikküste übersehen?

Und hier noch ein paar weitere Impressionen: