Regen, Kälte, Stau… Bogotá empfängt uns nicht wirklich mit offenen Armen. Um so freundlicher heißt uns Carlos am Flughafen willkommen, der uns ins Hotel fährt. Von ihm erfahren wir, dass hier gerade „Winter“ sei und es heute den ganzen Tag geregnet habe. Der Verkehr bewegt sich kaum, und das obwohl an dem Tag nur Autos mit geraden Kennzeichen während der Stoßzeiten fahren dürfen. Bogotá ist riesig - über sieben Millionen Menschen wohnen allein im eigentlichen Stadtgebiet. Entsprechend lange sind wir mit Carlos unterwegs, der uns bei der Gelegenheit ein paar Sicherheitstipps gibt. Zum Beispiel niemals einem nicht unformierten Polizisten zu glauben, dass er zur Geheimpolizei gehöre. „Wie cool, ich bin auch Polizistin!“, habe hierauf eine spanische Bekannte von ihm entgegnet, was in dem Fall sogar stimmte und den vermeintlichen Geheimpolizisten Reißaus nehmen ließ...

Im Hotel Charlies Place fragt uns das Kartenlesegerät, in wie vielen Raten wir die Übernachtungen zu zahlen gedenken. Kaum zu glauben aber in Kolumbien ist dies anscheinend Standard für Kreditkartenzahlungen. Das Centro Comercial Santa Ana ist ein normales Einkaufszentrum, aber nach einem Monat in Kuba sind wir überwältigt vom grenzenlosen Angebot und den grellen Lichtern – Läden, Artikel, Restaurants und Gerichte ohne Ende. Pad Thai oder eine Macro Biotic Bowl haben wir seit Monaten nicht gegessen. Vor allem genießen wir es, wieder Internet zu haben – funktionierendes, schnelles, überall verfügbares. Gleichzeitig vermissen wir die Sonne und Wärme Kubas, da es in Bogotá ganz schön kalt ist, unser Zimmer keine Heizung hat und wir trotz Jacken frieren.

Im Jumbo Supermarkt, der seinem Namen alle Ehre macht, decken wir uns mit allerlei lustigen Früchten ein und probieren uns durch die kolumbianische Tropenfruchtwelt. Die Papyuela, die wie eine Mischung zwischen Mango und Sternfrucht aussieht, schmeckt ziemlich bitter und kann uns nicht so ganz überzeugen. Curubas sind grün-gelb, länglich, weich und das Innenleben erinnert an Maracuja, nur einen Hauch saurer. Von außen erinnert die Lulo an eine orangene Tomate, innen ist sie schleimig-kernig und schmeckt fruchtig-süß und sehr lecker. Von außen braun und unscheinbar, haben Mangostinos innen weißes Fruchtfleisch mit einer Lychee-ähnlichen Konsistenz in einer violetten Hülle, das etwas nach Kakao schmeckt. Sehr lecker. Eindeutiger Sieger der Obstverkostung ist die Pitahaya (Drachenfrucht), außen schuppig gelb, innen weißes, süßes Fruchtfleisch voller Vitamine. Köstlich!

In Bogotá scheint sich alles um Geschäfte oder Schmuck zu drehen, so auch bei der Stadttour, die wir mit Carlos unternehmen. Wir bekommen eine Demonstration des Verarbeitungsprozesses von Smaragden und sehen im Museo de Oro filigrane Schmuckstücke aus der präkolumbianischen Zeit. Die Legende um El Dorado könnte dazu gedient haben, die vom Gold besessenen Konquistadoren loszuwerden, indem die indigenen Völker sie tiefer in den Regenwald schickten.

Bogotá liegt 2.600 Metern über dem Meeresspiegel, was wir hin und wieder merken. Auf Carlos Vorschlag hin trinken wir einen Coca Tee, der den Kreislauf wieder in Schwung bringt. Im Barista Café kosten wir kolumbianischen Kaffee, der auf unterschiedliche Art gebrüht wird: einmal mit einem japanischen Siphon, das uns an den Chemie-Unterricht erinnert, und mit einem einfachen Filter. Dazu gibt es einen veganen Schokoladenkuchen, der die Geschmacksnoten des Kaffees noch besser hervorbringt. ¡Qué rico! Gar nicht unser Fall sind dagegen die frittierten Ameisen, die Carlos an einem Straßenstand kauft und uns begeistert anbietet, eine Spezialität in der kolumbianischen Bergregion. Immerhin haben wir sie probiert. Die Obleados con dulce de leche (hauchdünne Waffeln mit Milchkaramellcreme) können sich dagegen wieder sehen lassen und besonders lecker ist die Guama, eine lange grüne Frucht mit flauschig weißem Fruchtfleisch. Zwischendurch interviewen uns auf der Plazoleta zwei Schülerinnen für ein Schulprojekt zu unseren Eindrücken von Bogotá. Ob wir uns vorstellen könnten, hier zu wohnen. Gute Frage. Im Winter eher nicht.

Gepflasterte Gässchen, Häuser im Kolonialstil und jede Menge Graffiti umgeben uns in der Altstadt von La Candelaria. Im Museo Botero stellen die Bilder und Skulpturen dicke Menschen dar, das charakteristische Motiv von Fernando Botero. Im Innenhof des imposanten Gebäudes blüht ein Baum namens Siete Cueros („sieben Leder“), wie Carlos weiß. Er ist auch geschichtlich sehr bewandert und schildert uns den Weg Kolumbiens zur Unabhängigkeit unter der Federführung des Volkshelden Simón Bolivar, nach dem landesweit in jeder Stadt ein Platz benannt ist.

Die Gegend Usaquén wimmelt vor Restaurants. Wir laden Carlos ins Fischrestaurant La Vitualla ein. Wie wir erfahren, ist er studierter Ingenieur und finanziert seinen Kinder ein Studium an Privatunis, die bis zu 12.000 US-Dollar pro Semester kosten. An den öffentlichen Universitäten falle oft der Unterricht aus, es gäbe Studentenaufstände und die Guerillas würde dort gerne rekrutieren…

Falls jemand mal in Bogotá einen sympathischen und belesenen Taxifahrer und / oder Guide sucht, können wir Carlos Espitia wärmstens empfehlen. Hier seine Kontaktdaten: +57 310 2390054; carlosespitia@hotmail.com
